Du sollst den Sonntag, den siebenten Tag der Woche ehren…
so steht es jedenfalls in der Bibel, denn Gott schuf ja bekanntermaßen an sechs Tagen die ganze Welt doch am siebenten Tag ruhte er sich aus und betrachtete zufrieden sein Werk. Und so fordert auch noch heute die Kirche, dass wir uns den Sonntag freinehmen, um nicht nur Gott zu danken, sondern auch unser eigenes kleines Lebenswerk zu betrachten und uns Zeit für uns selbst und die Familie zu nehmen. Doch nicht nur die Kirche, sondern auch Gewerkschaften und die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland fordern den Sonntag zur Arbeitsruhe und der „seelischen Erhebung“ (siehe Art. 139 WRV). Trotzdem wünschen sich viele Konsumenten ihre Einkäufe auch am Sonntag erledigen zu können und die Wirtschaft sieht in einem generellen verkaufsoffenen Sonntag mehr Kundschaft und somit einen höheren Gewinn. Aktuell ist bundeslandabhängig nur eine bestimmte Anzahl an verkaufsoffenen Sonntagen pro Jahr erlaubt. Diese werden aber nur genehmigt, wenn gleichzeitig beispielsweise ein Stadtfest veranstaltet wird, welches mehr Besucher anlockt, als das verkaufsoffene Geschäft selber. Außerdem dürfen die verkaufsoffenen Sonntage nicht auf einen Feiertag oder in die Adventszeit fallen.
Es ist verständlich, dass viele Arbeitnehmer sowie Arbeitgeber den Sonntag frei haben möchten. Ob sie diesen Tag nun mit Familie und Freunden, beim Sport oder ganz traditionell im Gottesdienst verbringen, sicher ist: der Sonntag als ein freier Tag, bereichert unsere Lebensqualität. Auch wenn einige Berufsgruppen teilweise unverzichtbar an Sonntagen arbeiten müssen, bleibt der Sonntag doch der geeignetste Tag für soziale und kulturelle Zusammentreffen.
Trotz alle dem wünschen sich viele Berufstätige auch am Sonntag einkaufen gehen zu können, da für den Einen oder Anderen der Ausflug in das Shopping Center zum Highlight der Woche wird und somit auch ein wichtiger Bestandteil der Lebensqualität einer konsumorientierten Gesellschaft ist. Zudem fehlt unter der Woche auch häufig die Zeit für den wöchentlichen Familieneinkauf oder um sich gemeinsam als Familie in Möbelhäusern, Autohäusern oder Reisebüros beraten zu lassen. Aus diesem Grund nutzen mehr und mehr Menschen das Online-Shopping. Um mit den internationalen Riesen wie Ebay, Amazon und Co. mitzuhalten, fordern vor allem Unternehmen, die ihre Ware nicht selber online vertreiben können, den generellen verkaufsoffenen Sonntag.
Viele Arbeitgeber fragen sich berechtigt warum Online-Shops vom Ladenschlussgesetz ausgeschlossen sind und bestehen auf Öffnungszeiten für den Internet-Einkauf um die Konkurrenzfähigkeit zu wahren. Doch nicht nur der Internethandel macht vor allem klein- und mittelständischen Unternehmen zu schaffen, sondern auch in einigen Regionen die Konkurrenz zu den Nachbarländern. Die Niederlande und Luxemburg zum Beispiel haben jeden Sonntag ihre Geschäfte offen und locken so auch viele Deutsche über die Grenze. Durch diese Kaufkraft profitiert folglich das entsprechende Nachbarland, während Deutschland kaum durch die verkaufsoffenen Zeiten den Tourismus unterstützt. Ausgenommen davon sind wenige Orte, die auf Grund der Bäderordnung in der Hauptsaison auch Sonntags verkaufen dürfen.
Würde aber eine Änderung des Ladenschlussgesetzes und somit eine generelle Verkaufserlaubnis an Sonntagen etwas an dem Konkurrenzkampf mit dem Internet und den Nachbarländern ändern? Nein, denn die Online-Shopper würden auch zukünftig aus Bequemlichkeit und um den Menschenmassen in der Innenstadt oder im Shopping Center zu entgehen, lieber im Internet einkaufen. Außerdem würden vor allem Fachgeschäfte in Kleinstädten auf Dauer unter einem siebten Arbeitstag leiden. Zum Einen würden der zusätzliche Energieverbrauch und das zusätzliche Personal besonders durch den Sonntagsaufschlag dem Arbeitgeber hohe Kosten verursachen und zum Anderen wären die Einnahmen des Geschäftes nicht höher, da sich die Kaufkraft der Kundschaft einfach auf sieben statt sechs Tagen verteilt. Außerdem würde der besondere Reiz eines verkaufsoffenen Sonntages wegfallen. Denn mit der aktuellen Regelung bei der, wie oben bereits beschrieben, nur eine beschränkte Anzahl an verkaufsoffenen Sonntagen, in Verbindung mit einem Markt oder Stadtfest stattfinden dürfen, werden besonders viele Leute, auch von Außerorts zu den Geschäften gelockt und die Geschäfte machen mehr Umsatz und haben die Chance Neukunden für sich zu gewinnen.
Zusammenfassend spricht Einiges für einen generellen verkaufsoffenen Sonntag, aber es gibt auch weitaus mehr Argumente als die Tradition, die dem widersprechen. Während Großstädte und Einkaufscenter durch einen generell größere Frequenz an Kunden und das vielfache Angebot von dem siebten Arbeitstag profitieren würden, würde der ohnehin schon existenzbedrohte Fachhandel in Kleinstädten an der zusätzlichen finanziellen Belastung und der immer geringer werdenden Kundschaft zu leiden.
Somit ist meiner Meinung nach die aktuelle Regelung der verkaufsoffenen Sonntage ein guter Kompromiss, den man je nach Bundesland um einige verkaufsoffener Sonntage ergänzen sollte und einen verkaufsoffenen Sonntag in der umsatzstarken Adventzeit zu genehmigen, wäre ein faire Möglichkeit für den Einzelhandel mit dem Online-Handel konkurrieren. Es ist mir persönlich jedoch wichtig den Sonntag generell als einen freien Tag zu sehen, um unsere konsumorientierte Gesellschafft ein wenig zu entschleunigen und sich Zeit für die Familie und Freunde zu nehmen.
Ein Aufsatz von Sophie-Louise Pries